So läuft es richtig mit dem Wochenfluss

Was ist der Wochenfluss? Der Wochenfluss oder Lochien genannt (von griechisch lochios: zur Geburt gehörend), ist ein wichtiger Prozess deiner Wundheilung. Schlussendlich ergibt sich an deiner ehemaligen Plazenta-Haftstelle eine Wundfläche, die in der Regel im Durchmesser 15 bis 20 Zentimeter groß ist. Daraus fließt der Wochenfluss! Bestandteile des Wochenflusses sind zum größten Teil Gewebsreste der ursprünglichen Haftstelle deiner Plazenta (Decidua basalis spongiousus), aber auch Blut, Lymphe, Gebärmutterschleim und abgestoßenes Vaginalepitel sowie Bakterien.

Was erwartet dich beim Wochenfluss? In den ersten drei Tagen nach deiner Geburt ist die Blutung meist noch etwas stärker, sodass Du dickere Vorlagen benötigst, die auch häufiger gewechselt werden sollten. Immer wieder kann es beim Aufstehen oder Toilettengang zu einer schwallartigen Blutung oder auch zu einem Abgang von geronnenem Blut kommen. Diese Blut-Kügelchen oder Koagel erschrecken einen oft zunächst, da sie von beträchtlicher Größe sein können. Bitte bleibe ruhig, meistens ist alles in Ordnung. Wenn du dich absichern möchtest, ist deine Hebamme die erste Ansprechpartnerin.

Dein Wochenfluss verändert sich: Über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen wird sich Dein Wochenfluss in der Farbe, Konsistenz und Menge verändern. Die Färbung wird immer heller werden, von blutig-rot über bräunlich, gelblich, weißlich bis hin zu durchsichtig. Nach der Durchführung einer Bauchgeburt wird schon sehr viel Blut aus dem Uterus abgesaugt, was dazu führt, dass die Menge des Wochenflusses deutlich geringer ausfällt und auch der Farbverlauf schneller ins Helle wechselt. Und wer es jetzt noch etwas medizinischer mag, für den hier das Ganze noch einmal mit den entsprechenden Fachtermini:
• Tage 1-3 Lochia rubra: überregelstark, rot, blutig, Koagelabgang
• Tage 4-8 Lochia fusca: bräunlich und dünnflüssig
• Tage 9-15 Lochia flava: gelblich bis weiß, spärliche Menge
• Tage 16-21 Lochia alba: weiß bis durchsichtig

Kein Grund zur Sorge: Um den zehnten Lebenstag deines Babys erfolgt eine Hormonumstellung in deinem Körper, die nicht nur die Zusammensetzung der Muttermilch verändert, sondern auch erneut zu einem verstärkten Wochenfluss von ungefähr zwei Tagen führen kann. Das ist normal, du musst dir keine Sorgen machen, solltest aber eventuell nochmals dickere Vorlagen parat halten. Die Wundheilung ist circa nach der sechsten Woche post partum (nach der Geburt) abgeschlossen, neue Gebärmutterschleimhaut baut sich auf. Deine erste Regelblutung kann danach relativ schnell oder auch erst nach der Stillzeit wieder einsetzen.

Nun gibt es aber wieder Ausnahmen, die eine Störung anzeigen. Dazu gehört unter anderem, dass der Wochenfluss länger stagniert, also nicht mehr fließt. Es können unangenehme Gerüche auftreten, die einen eher an eine Fischtheke erinnern. Und zwar sogar durch die Klamotten hindurch! Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, um den Fluss wieder anzuregen. Denn ein Stau bedeutet auch immer, dass ein klein wenig Gefahr in Verzug ist! Erfolgt nämlich keine Behandlung, kann eine Entzündung innerhalb der Gebärmutter die Folge sein. Sprich daher deine Hebamme an, sollte sich der Geruch deines Wochenflusses verändern!

Für Dich ist wichtig zu merken: Der Wochenfluss sollte auch im Fluss bleiben und du musst bitte immer darüber sprechen.
Schon anhand deiner Berichte über die Farbe und Menge der Lochien wird deine Hebamme oder deine Ärzt:in einschätzen können, wo du im Heilungsverlauf stehst und ob alles regelrecht verläuft. Zudem unterstützt ein Tastbefund des Gebärmutterhöhenstandes die Einschätzung, wie der Heilungsprozess einzuordnen ist. Das bedeutet, dass dir deine Hebamme in den ersten zwei Wochen bei den Hausbesuchen häufiger den Bauch abtasten wird. Deine Gebärmutter wird nach der Geburt im Verlauf wieder eine Größe von sieben Zentimetern erreichen und äußerlich nicht mehr fühlbar sein. Das ist dann das Ende der Kontrollen durch deine Hebamme, die dir bestätigen wird, dass alles prima verheilt ist.

ACHTUNG: Fühlst du dich unwohl? Bei Stirn-Kopfschmerzen, Fieber, Schmerzen im Unterleib, Übelkeit und diffusem Krankheitsgefühl, Pulsbeschleunigung, schlechter Rückbildung und dem Auftreten übel riechender Gerüche: Bitte immer Info an deine Hebamme oder deine Ärztin oder deinen Arzt! Deine Hebamme und/oder deine Ärzt/dein Arzt entscheiden über die einzuleitenden Maßnahmen!

TIPPS FÜRS WOCHENBETT
Was kannst du noch tun?
• Wochenbett-Zimtpudding
• Wochenbett-Tee
• Bauchmassagen
• Häufiges Stillen
• Akupunktur
• Bauchlage
• Sitzbäder

Mehr Details zu Rezepten und wertvollen Hebammentipps zur Regeneration findet ihr im Buch “Königin im Wochenbett” von Kerstin Lüking. Eine absolute Leseempfehlung von mir!

Unsere Gast-Autorin

Romy Kleinert ist Hebamme in Berlin und arbeitet in einem Kreißsaal mit angeschlossener Kinderintensivstation. Parallel ist sie freiberuflich in einer gynäkologischen Praxis tätig, gibt Geburtsvorbereitungskurse und betreut Eltern vor und nach der Geburt. Außerdem hat sie das Label „Midwife-Club“ ins Leben gerufen, unter dessem Namen sie liebevoll bestickte und bedruckte Kleidung für Hebammen entwirft und verkauft. Bei Instagram ist Romy als #hauptstadt-hebamme unterwegs.

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