Ab wie vielen Tagen spricht man eigentlich von Verstopfung (Obstipation)? In der Schwangerschaft ändern sich unglaublich viele Dinge und dazu gehört auch der tägliche Gang zum WC und gegebenfalls das damit verbundene Thema der Verstopfung. Wenn man nur alle drei Tage oder seltener auf die Toilette geht, spricht man von Verstopfung, auch Obstipation genannt. In diesem Zusammenhang wird die Stuhlentleerung häufig durch eine Verhärtung des Stuhlgangs erschwert, was zusätzliche Beschwerden verursachen kann. Aber warum kommt es eigentlich in der Schwangerschaft zu Verstopfung? Etwa 38 % aller Schwangeren leiden unter Verstopfungen. Durch die in der Schwangerschaft veränderte Hormonsituation ändert sich leider auch die Magen-Darm-Peristaltik. Im Speziellen wirkt das Hormon Progesteron sehr beruhigend auf deine Gebärmutter. Ein Nebeneffekt dieser beruhigenden Wirkung ist, dass es nicht nur auf deine Gebärmutter beruhigend wirkt, sondern eben auch die Bewegung im Darm beeinflusst. Solltest du zudem zusätzlich Eisen einnehmen, was in der Schwangerschaft durchaus vorkommt, kann das deine Magen-Darm-Bewegung buchstäblich lahmlegen.
Die neue Hormonsituation entzieht zudem dem Stuhlgang jegliche Grundlage – nämlich Wasser, um „geschmeidig“ zu bleiben. Möglicherweise mangelt es auch an ausreichender Flüssigkeitszufuhr, was dazu führt, dass dein Stuhlgang zu einem „harten“ Problem wird. Außerdem kann eine gewisse Reduzierung deiner täglichen Bewegung, beispielsweise durch Sport, negative Auswirkungen auf deine Darmbewegungen haben. Ein häufig vorkommender Magnesium-Mangel in der Schwangerschaft kann ebenfalls eine Rolle spielen. Unter Umständen fehlen die einen oder anderen Ballaststoffe in deiner täglichen Ernährung, die normalerweise dazu beitragen würden, den Darm auf Trab zu halten. Ein so genannten Schwangerschafts-Diabetes kann ebenfalls ein „lahmlegender“ Faktor sein. Es ist allerdings nicht notwendig, dass alle diese Punkte auf dich zutreffen, damit der Stuhlgang in den Streik deiner täglichen Stuhl-Routine tritt.
Weitere Begleiterscheinungen und Beschwerden
Während der Schwangerschaft werden die Organe des Magen-Darm-Traktes schlichtweg von ihrem gewohnten Platz verdrängt, was wiederum zu einem Hochstand des Zwerchfells führt und deine Atmung zunehmend erschwert. Infolgedessen treten häufiger Völlegefühl auf, was vermehrte zu Blähungen führt. Mit anderen Worten: Du musst echt oft pupsen. Dieses Thema ist mit Schamgefühl behaftet und kann nicht zuletzt deine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Ausserdem können ausgeprägte Verstopfungsbeschwerden tatsächlich so schmerzintensiv wahrgenommen werden, dass sie sogar mit Wehenschmerzen verwechselt werden!
Und was hilft bei Obstipation? Der schmerzliche Verzichte auf Schokolade – zumindest die mit einem geringen Kakaoanteil sowie Schwarztee, zu viele Bananen und eine große Menge an Nüsse, da diese deine Verstopfung nur verstärken können. Achte darauf, täglich etwa 1,5 bis 2 Liter zu trinken, um ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Eine zusätzliche Einnahme von Magnesium kann unterstützen. Eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn, die du dir selbst oder von deinem/deiner Partner:in geben lassen kannst, kann ebenfalls hilfreich sein. Zudem ist eine etwas veränderte, durch einen Hocker unterstützte Sitzhaltung, bei der Darmentleerung sehr hilfreich.
Außerdem können bei Verstopfung folgende Lebensmittel hilfreich für dich sein:
- Ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte (wie Vollkornbrot, Haferflocken und Vollkornnudeln), Hülsenfrüchte (wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen) und frisches Obst und Gemüse.
- Obst: Besonders wirksam sind Äpfel, Birnen, Pflaumen, Feigen und Beeren. Trockenfrüchte wie getrocknete Pflaumen sind ebenfalls sehr hilfreich.
- Gemüse: Blattgemüse (wie Spinat und Grünkohl), Brokkoli, Karotten und Kürbis sind gute Optionen.
- Nüsse und Samen: Mandeln, Chiasamen und Leinsamen fördern die Verdauung, sollten aber in Maßen konsumiert werden.
- Joghurt und andere probiotische Lebensmittel: Diese unterstützen die Darmflora und können die Verdauung verbessern.
- Wasserreiche Lebensmittel: Gurken, Wassermelonen und Zucchini helfen, den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten.
- Fettige Lebensmittel: Gesunde Fette aus Avocados, Olivenöl und fettem Fisch können ebenfalls die Verdauung fördern.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Hämorrhoiden: was sind Hämorrhoiden? Hämorrhoiden sind eine Form von Krampfadern (Varizen) und befinden sich im oberen Teil des Analkanals. Dort gibt es ein netzartiges Geflecht von Venen, das wiederum von einer feinen Schleimhaut bedeckt ist. Diese Gefäßpolster sind wichtig für die „Analabdichtung“. Bei einer Bindegewebeschwäche und zu festem drücken beim täglichen Stuhlgang, können sich diese Polster vergrößern und nach außen vor den Schließmuskel drücken. Im Klartext gesprochen: Wenn du dir für deinen täglichen Stuhlgang keine Zeit nimmst und noch dazu eine gewisse Veranlagung mitbringst, ist es nur eine Frage der Zeit, dass du ein Problem mit Hämorrhoiden haben wirst. Es wird zwischen vier Schwere-Graden unterschieden:
- Grad: Kleine, von außen nicht sichtbare schmerzlose Knoten, die eventuell bei hartem Stuhl bluten
- Grad: Größere Knoten, die beim Stuhlgang unter Schmerzen vor die Afteröffnung gepresst werden, sich dann aber wieder zurückziehen
- Grad: Die Knoten bleiben nach dem Stuhlgang vor dem After liegen, können aber mit dem Finger wieder in den Analkanal hochgeschoben (reponiert) werden. Symptome sind Schmerzen, Juckreiz und Blutungen
- Grad: Die Knoten liegen dauerhaft vor dem After und lassen sich nicht reponieren. Die Symptome äußern sich wie bei Grad 3.
Was hilft bei Hämorrhoiden?
- Kühlung lindert als Erstmaßnahme die Schmerzen und bewirkt eine „Engstellung“ der Gefäße.
- Auch kalte Quarkkompressionen wirken wohltuend.
- Salben lindern den typischen Juckreiz und vermindern den Reibungsschmerz sowie zusätzliche Inhaltsstoffe ein „Engstellen“ der Gefäße schaffen.
- Reponieren, sprich zurückschieben der Hämorrhoiden, wenn möglich, lindert den Schmerz.
- Achte unbedingt beim WC-Gang darauf, dass du dir Zeit nimmst und möglichst wenig mitdrückst.
- Vielleicht nutzt Du vorher fettige Salben.
- Gute Analhygiene fördert die Rückbildung, daher wäre eine Analdusche mit warmen Wasser nach dem Stuhlgang durchaus ratsam. Es gibt in diversen Drogeriemärkte mittlerweile durchaus preisgünstige „Po-Po-Duschen“ – ohne Namen an dieser Stelle zu nennen 😉
- Ein tägliches Sitzbad mit entzündungshemmenden Zusätzen wie zum Beispiel „Tannolact-Pulver oder eine abgekochte Eichenrinde (in der Apotheke erhältlich), ist zwar aufwendiger, wirkt aber lindernd und hilft.
- Beckenboden-Übungen helfen und regen die Durchblutung an und fördern damit auch die Rückbildung von Hämorrhoiden.
Special Tipp: mit Augenzwinkern (lies bitte bis zum Ende!) Achte beim WC-Gang auf weichen Stuhlgang! Hier schließt sich ein (Teufels-)Kreis, der dich als Schwangere vollends fordert! Stichwort „Eisenmangel“, der unter Umständen Verstopfung zur Folge hat, was wiederum das Thema Hämorrhoiden zu einem zusätzlichen Problem werden lässt. Und hier eine Herzensbitte an dich als werdende Mutter: Bitte setze dein Eisen nicht einfach ab, nur weil du davon Verstopfung bekommst. Lies dir noch einmal meinen Blogbeitrag zum Thema Eisen durch und nutze zusätzlich die oben aufgeführten Tipps, um deinen Stuhlgang „in Gang“ zu bringen!
Unsere Gast-Autorin
Romy Kleinert ist Hebamme in Berlin und arbeitet in einem Kreißsaal mit angeschlossener Kinderintensivstation. Parallel ist sie freiberuflich in einer gynäkologischen Praxis tätig, gibt Geburtsvorbereitungskurse und betreut Eltern vor und nach der Geburt. Außerdem hat sie das Label „Midwife-Club“ ins Leben gerufen, unter dessem Namen sie liebevoll bestickte und bedruckte Kleidung für Hebammen entwirft und verkauft. Bei Instagram ist Romy als #hauptstadt-hebamme unterwegs.