Geburtsstart
Etwa 80 % aller Frauen beginnen ihre Geburt mit Wehen, während die verbleibenden 20 % zunächst einen Blasensprung erleben, bevor die Wehen einsetzen. Besonders beim ersten Kind setzen die ersten Wehen oft eher gemächlich, unkoordiniert und diffus ein, was gut mit Periodenschmerzen vergleichbar ist. In den folgenden Stunden wird sich zeigen, ob dein Körper “richtige Geburtswehen” entwickelt oder ob es sich nur um “falschen Alarm” handelt.
Badewannentest
Wenn das diffuse Wehengefühl anhält und du wissen möchtest, ob es in Richtung Geburt geht oder dein Körper “nur übt”, mache den Badewannen-Test! Lege dich dazu in eine angenehm warme Badewanne und beobachte, wie dein Körper reagiert.
Lassen die Wehen nach, war es “falscher Alarm”. Bleiben die Wehen regelmäßig, halten an oder werden sogar stärker, kannst du davon ausgehen, dass es sich um Geburtswehen handelt. Diese lassen sich durch Wärme und Entspannung nicht einfach “wegplanschen”!
Keine Badewanne
Wenn du mit fraglich beginnenden Wehen allein zu Hause bist, solltest du besser nicht in die Badewanne steigen. Beim Aussteigen könnte es sein, dass du Unterstützung benötigst! Bist du allein zu Hause oder hast überhaupt keine Wanne? Dann stell dich einfach unter eine wohltuende Dusche oder benutze ein Wärmekissen, gerne auch mit feuchter Wärme. Das Prinzip dieses Tests basiert auf Wärme und Entspannung! Geburtswehen lassen sich zwar durch Wärme und Entspannung angenehmer erleben, aber sie können nicht gestoppt werden. Übungs- / Senkwehen hingegen lassen sich damit wieder auflösen.
Geburtswehen
Wir Hebammen sprechen bei Geburtswehen von sogenannten “zervixwirksamen Wehen” (man könnte auch gebärmutterhals- oder muttermundswirksame Wehen sagen). Was bedeutet das genau? Diese Wehen “schieben” den Gebärmutterhals nach vorne, verkürzen ihn und öffnen den äußeren sowie den inneren Muttermund. Damit dies geschieht, müssen Geburtswehen beim ersten Kind über einen bestimmten Zeitraum, in einem bestimmten Abstand und mit einer bestimmten Intensität vorhanden sein.
3, 2, 1-Regel
Diese Regel besagt, dass Geburtswehen in einem Abstand von 3 Minuten, über einen Zeitraum von 2 Stunden und mit einer Intensität von 1 Minute vorhanden sein dürfen, um sicherzustellen, dass man die Latenzphase verlassen und die späte Eröffnungs- / Geburtsphase begonnen hat. Dabei hat sich der Gebärmutterhals nach vorne bewegt, ist “verschwunden” und der Muttermund hat sich etwa 6 bis 8 cm eröffnet. Diese Regel kann auch etwas interpretiert werden, sodass man eine 4-oder 5-2-1-Regel für sich festlegen kann.
Einschub Latenzphase
Es ist wichtig – vor allem beim ersten Kind nicht zu früh in den Kreißsaal zu gehen. Du befindest dich noch in der Latenzphase, einer entscheidenden “sehr heiligen” Phase der Geburt. In dieser Phase ist es wichtig, so wenig wie möglich von „außen” zu tun, was im Kliniksetting nicht immer ganz einfach ist, schließlich will man dir helfen.
Lese dazu auch unseren Blogbeitrag “Ankunft in der Klinik”.

Unsere Gast-Autorin
Romy Kleinert ist Hebamme in Berlin und arbeitet in einem Kreißsaal mit angeschlossener Kinderintensivstation. Parallel ist sie freiberuflich in einer gynäkologischen Praxis tätig, gibt Geburtsvorbereitungskurse und betreut Eltern vor und nach der Geburt. Außerdem hat sie das Label „Midwife-Club“ ins Leben gerufen, unter dessem Namen sie liebevoll bestickte und bedruckte Kleidung für Hebammen entwirft und verkauft. Bei Instagram ist Romy als #hauptstadt-hebamme unterwegs.